In einem unbekannten Land, vor gar nicht all zu langer Zeit...

Dieses wird als hauptverantwortlicher Verursacher der Krankheit Colony Collapse Disorder (CCD) verdächtigt und spielte daher die wichtigste Rolle in unserem Projekt.

Bei der Krankheit CCD handelt es sich um eine in den USA weit verbreitete Bienenkrankheit.

Dabei verliert eine Kolonie auf unerklärliche Weise rapid ihre adulten Bienen, indem diese einfach ihren eigenen Stock verlassen und außerhalb davon sterben. Im Stock selbst und in unmittelbarer Umgebung werden jedoch keinerlei tote Bienen gefunden. Zurück bleibt nur mehr eine Königin mit ein paar neu entwickelten jungen Bienen und verkapselter Brut. Diese kann dann jedoch nicht mehr versorgt werden und stirbt folglich ab.

Ungewöhnlich ist es auch, dass die betroffenen Kolonien über beachtliche Futtervorräte verfügen und trotzdem mindestens zwei Wochen vergehen, bevor erste Räuberbienen den leeren Stock plündern.

Erstmals beschrieben wurde dieses Phänomen im Jahr 2006, jedoch bemerkten Bienenhalter Abnahmen schon ab 2004. Insgesamt mehr als ein Viertel der 2,4 Millionen Bienenvölker in den USA waren 2007 betroffen, in manchen Bundesstaaten fast 90 Prozent.

Erst im September 2007 publizierten Wissenschafter in dem Wissenschaftsmagazin Science online den von ihnen entdeckten Zusammenhang zwischen CCD und dem erst 2004 in Israel beschriebenen Virus IAPV.

Dazu wurden Bienenproben aus vier weit abgesonderten Bienenbetrieben in den USA gesammelt, die alle CCD - erkrankte Bienen hatten. Außerdem wurden zwei nicht von CCD befalleneProben aus Hawaii und Pennsylvania genommen.

... war eine Biene sehr bekannt.

Die Forscher untersuchten nun das Genmaterial der Proben und verglichen die Sequenzen mit denen von bekannten Pilzen, Bakterien, Viren und Parasiten, die in einer Datenbank für genetische Sequenzen, genannt GenBank, gespeichert waren. 96 Prozent des genetischen Materials, die in den Bienen gefunden wurden, stimmten mit Treffern der Datenbank überein.

Die meisten davon waren neben dem Genom der Biene Organismen, die in Beziehung mit den Bienen leben, ähnlich wie Bakterien im menschlichen Darm.

Dabei fand man jedoch auch das 2004 in Israel entdeckte IAPV, welches eng mit CCD korreliert, da es als einziges Verdächtiges in allen CCD – Stöcken gefunden wurde.

IAPV wurde mit einer einzigen Ausnahme nicht in gesunden Völkern aus den USA entdeckt, daher wurde IAPV als wichtiger Indikator und als Risiko erhöhend, an CCD zu erkranken, befunden. Jedoch nicht als alleiniger Verursacher der Krankheit, denn getestet wurden auch scheinbar gesunde Bienen aus Australien und in allen Proben wurde das IAPV gefunden. Dort gibt es aber keinerlei Fälle von CCD.

Dies könnte den Grund haben, dass sich die Haltung von Bienen in Australien stark von der in den USA unterscheidet.

Ein möglicher Faktor wäre die Varroa- Milbe, die in Australien nicht vorkommt.

Deshalb werden in den USA verstärkt milbenbekämpfende Mittel eingesetzt. Ein anderer Einfluss wäre, dass Bienen in den USA das ganze Jahr, bis auf eine Winterpause, über weite Strecken und durch verschiedene Klimazonen transportiert werden, um die meist stark mit verschiedenen Pestiziden belasteten Plantagen zu bestäuben.

So beginnt ihre Arbeit zum Beispiel schon im Februar in Kalifornien mit der Mandelblüte, setzt sich dann im Norden aus Apfel- und Blaubeerplantagen fort und endet erst mit der Bestäubung der Zitronenbäume Floridas - kurz gesagt, ein extremer Stress für die Bienen.

Diese Faktoren schwächen das Immunsystem der Bienen stark, sodass Krankheiten leichter ausbrechen können. Jedoch sind das alles erst Vermutungen von Forschern, in weiteren Tests sollen Bienen unter Beobachtung durch verschiedene Faktoren gestresst werden, um den genauen Auslöser von CCD zu finden.

Der Herkunftsort des Virus ist wahrscheinlich Australien. Denn die ersten Importe von Bienen aus Australien in die USA starteten 2004, im selben Jahr also, in dem erste Verluste durch CCD hervorgerufen wurden.

Eine mögliche Lösung wären jedoch importierte Bienen aus Israel. Dort ist nämlich ein Drittel der Bienen bereits resistent gegen dieses Virus. So könnten diese Bienen zur Zucht von IAPV- resistenten Insekten genutzt werden.

Genau auf dieses Virus, das IAPV- Israeli Acute Paralysis Virus, testeten wir unsere Proben.

IAPV ist ein 9487 Basenpaare langes RNA-Virus und wurde das erste Mal 2004 von israelischen Forschern beschrieben.

Bei der Arbeit waren die kleinen Probemengen kaum erkennbar.

Durch die Ähnlichkeit mit dem verwandten APV- Acute Paralysis Virus wurde es als Isareli Acute Paralysis Virus bezeichnet.

Mit dem folgenden Experiment gelang es israelischen Forschern, die Symptome einer IAPV- Infektion äußerst genau zu beschreiben.

Die Arbeiterbienen eines CCD - freien Stocks wurden mit so genannten „cakes“ gefüttert. Dies ist eine Mischung aus 66% Puderzucker, 33% Honig und 1% Stärke.

Zusätzlich wurde pro Gramm des Gemisches ein Milligramm aufbereitete Viren- RNA hinzugefügt. Gruppen von 150-200 gesunden Bienen wurden in separaten Käfigen bei Raumtemperatur gehalten und ausschließlich mit diesen „cakes“ gefüttert.

Im Blaulicht offenbart sich das Ergebnis!

Als Kontrolle bekam ein Teil der Bienengruppen Viren- RNA freie „cakes“. Die mit IAPV gefütterten Bienen starben innerhalb von zehn Tagen.

Die Krankheitssymptome liefen wie folgt ab:
Am Anfang war das einzige Anzeichen ein Dunkelwerden des Hinterleibes. Zwischen dem dritten und sechsten Tag färbte sich dann auch die Brust dunkel und die Bienen zeigten erste Verhaltensstörungen. Sie liefen andauernd im Kreis, flogen und fraßen kaum mehr.

Zwischen dem siebten und zehnten Tag verfärbten sich der Hinterleib und die Brust dunkelbraun bis schwarz. Die Bienen flogen beziehungsweise bewegten sich kaum bis gar nicht mehr und hatten Krampfphasen. Letztendlich führte IAPV zum Tod.

Diese Symptome zeigen Differenzen zu denen, die bei CCD beobachtet wurden. Das hat wahrscheinlich den Grund, dass die Bienen, bevor sie die selben Symptome wie zuvor beschrieben, durchmachen, instinktiv den Stock verlassen, um die Kolonie zu schützen.

Ein anderer Test zeigte, wie gefährlich IAPV für Bienen wirklich ist:
Ein aufbereitetes Virus wurde in 20 bis 50 Larven eines CCD- freien Stock injiziert. In einem Milliliter der Flüssigkeit
befand sich ein Milligramm des Virus. 100 Milligramm davon wurden jeder Larve injiziert. Nach 4 Tagen bei 35°C wurden die toten, infizierten Larven gezählt. Über 80% der Larven starben. Das zeigt, dass das Virus für Bienen extrem gefährlich ist.

Weiters testeten wir die Bienenproben auf zwei einheimische Viren, das Acute Paralysis Virus (APV) und das Deformed Wing Virus (DWV). Dies hatte nicht nur den Grund, dass wir die Verbreitung und Häufigkeit dieser Viren in Österreich feststellen wollten. Das APV wählten wir deshalb, weil es sehr eng mit dem israelischen Virus verwandt ist und da es der Wunsch vieler österreichischer Imker war, in ihren Bienen auch noch das DWV zu suchen, nahmen wir dieses ebenfalls in unserer Testreihe auf.