Dr. Konrad Steiner
 
  Mag.Reinhard Nestelbacher
 
Mit rund 1,2 Millionen Unterschriften war das Gentechnikvolksbegehren im April 1997 das zweit-erfolgreichste seiner Art in der Geschichte Österreichs. Damit verbunden war eine Diskussion, die zwar notwendig war, aber nicht immer sachlich geführt wurde. Ein Hauptkritikpunkt an der Wissenschaft war, daß viele Forscher es verabsäumt hatten, die Bevölkerung über ihre Arbeit zu informieren. Die 1,2 Millionen Unterschriften waren nicht nur ein Auftrag an die Regierung, passende, bürgernahe Gesetze zu verabschieden, sondern wir sahen darin auch einen Auftrag eine Informationsbrücke zwischen Schule und moderner Biologie zu schlagen. Da es eine in Österreich völlig neue Idee war, mit Laborpraxis das schwierige Thema Gentechnik zu vermitteln, mußten wir nicht nur die Ziele genauesten formulieren, sondern auch das Risiko, für diesen Sprung nach vorne kritisiert zu werden, eingehen. Ein wichtiges Ziel für uns war, das wissenschaftlich und gesellschaftlich-ethisch zu diskutierenden Themas Gentechnik fächerübergreifend zu erfassen. Von verschiedenen Gesichtspunkten aus erfolgte eine Annäherung an das komplexe Problem. Damit sollte es vor allem den Schülern möglich gemacht werden, eine sachlich fundierte Diskussion zu führen und ihre jeweilige Position auch mit Argumenten stärken zu können. Um das zu erreichen, war es notwendig möglichst viele Unterrichtsfächer und damit auch die Lehrer und ihre gegensätzlichen Standpunkte in das Projekt einzubinden. Denn nur so war es möglich, eine objektive Auseinandersetzung mit dem Reizthema zu initiieren.

Grundlegende Analyse-Techniken (PCR, Restriktionskartierung, Elektrophorese) der molekularen Genetik sollten in ihrer Anwendbarkeit, Genauigkeit und der damit verbundenen Problematik (Verunreinigungen, Übergenauigkeit, Fehler) vermittelt werden. Dabei führten die Schüler diese Methoden unter Anleitung der Wissenschafter selber durch.

Es sollten weiters die Größe von Zellen, Nukleus, DNA und "Genen" gezeigt werden. (-Das Sichtbarmachen des nicht Sichtbaren-). Die Schüler sollten weiters erfahren, wie im Labor gearbeitet wird, wie ein naturwissenschaftliches Problem definiert, eine Hypothese formuliert und ein Experiment aufgebaut werden muß.

Beim Thema Herbizidresistenz sollte der gentechnische Weg dem klassisch landwirtschaftlichen, bzw. dem ökologischen Weg gegenübergestellt werden.

Die Team-, Organistions-, und Kommunkationsfähigkeit sollte durch intensive Gruppenarbeit gefördert werden und somit zur Persönlichkeitsbildung beitragen. Eigenschaften, die übrigens zukünftige Arbeitgeber von Absolventen immer stärker fordern werden.

Die Naturwissenschaft definiert sich nicht nur als Forschung an der Natur, sondern wird als eine eigene Denkweise gesehen. Eine Denkweise, die mit zunehmenden Wissen immer mehr in Frage gestellt werden kann und soll. Natur ist nicht exakt berrechenbar und jeglicher Eingriff soll ein wohlüberlegter sein. Und auch diese mehr gesamtheitliche Sicht muß verstärkt in die Diskussion über die Gentechnik einfließen. Wir hoffen mit unseren Projekt in diese Richtung einen kleinen Beitrag liefern zu können.

  Dr. Konrad Steiner Mag. Reinhard Nestelbacher