Prof. Dr. Michael Breitenbach
UNIVERSITÄT SALZBURG

Institut für Genetik und Allgemeine Biologie
A-5020 Salzburg, Hellbrunnerstraße 34, Austria
E-Mail: michael.breitenbach@sbg.ac.at
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Das Projekt Gentechnik der HBLA Ursprung war ein erfolgreicher und notwendiger Schritt, um Berührungsängste zu beseitigen und den praktischen Umgang mit DNA und mit gentechnisch veränderten landwirtschaftlichen Produkten zu lernen.

Damit ist natürlich kein Werturteil über "Gensoja" oder "Genmais" ausgesprochen, sondern es sollte die Grundlage gelegt werden, um über diese Produkte rational diskutieren und ihre ökonomischen und ernährungsphysiologischen Auswirkungen abschätzen zu können. Genau diese Themen wurden in den Begleitseminaren behandelt und sind von Schülern und Lehrern begeistert aufgenommen worden.

Eine ganz kurze Zusammenfassung unserer Meinung zur Bewertung der jetzt EU-weit zugelassenen oder zur Zulassung eingereichten gentechnisch veränderten Pflanzen für die Landwirtschaft lautet wie folgt: Die Zulassung der Totalherbizide (BASTA und ROUNDUP) und der gegen diese Herbizide resistenten Pflanzen erfolgte unserer Meinung nach verfrüht, weil der Stoffwechsel im Boden und die physiologischen Auswirkungen der Herbizide und ihrer Folgeprodukte auf den Menschen noch unzureichend erforscht sind. Zusätzlich besteht die Gefahr, daß eine totale ökonomische Abhängigkeit entsteht, wenn, wie es ja tatsächlich der Fall ist, Herbizid und Saatgut nur mehr bei einem internationalen Agro-Giganten gekauft werden können. Von biologischer Seite wird weiters die Gefahr gesehen, daß bei Freisetzungen eine unkontrollierte Ausbreitung der Resistenzgene auch in natürlichen Populationen erfolgen kann. Dieses letzte Argument ist sehr komplex und kann hier nicht erschöpfend diskutiert werden. Es kann aber gesagt werden, daß bei Pflanzen, die keine natürlichen nahen Verwandten in Mitteleuropa besitzen, diese Gefahr wohl relativ gering einzuschätzen ist. Das Argument gegen diese jetzt aktuellen Herbizide ist aber nicht ein grundsätzliches Argument gegen gentechnisch veränderte Organismen, sondern ist auf den konkreten Fall bezogen und betrifft vor allem die unerwünschte Belastung der Umwelt mit neuen Agrochemikalien (den Totalherbiziden). Es wird in den kommenden Jahren durch die weitere Entwicklung der Gentechnik möglich werden, Pflanzen und Tiere für die Landwirtschaft zu entwickeln, die es uns ermöglichen werden, auf manche Agrochemikalien und Medikamente zu verzichten und die dadurch erst die Voraussetzungen für einen natürlicheren bzw. naturnäheren Landbau in der Zukunft schaffen werden.

Um dies zu veranschaulichen mögen zwei Beispiele dienen:

I) es ist technisch bereits möglich, ein Gen aus der Maus durch Keimbahntransformation in unser Hausschwein einzubringen, das dieses resistent gegen die Schweinegrippe macht. Ein solches "transgenes" Schwein würde eine medikamentenreduzierte Tierhaltung ermöglichen.

II) bei den Nutzpflanzen könnte man mehrere schon existierende oder in Planung befindliche Entwicklungen nennen: z.B. Frostresistenz bei Erdbeeren oder die Resistenzen gegen natürliche Feinde (Bakterien, Viren, Pilze) bei Getreide.


Univ. Prof. Dr. Michael Breitenbach