Zecken
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  Dekontamination nach jedem Einsatz: Der Cleaner sorgt dafür, dass keiner
der tapferen Zeckenjäger im Schutzanzug den winzigen Feind nach Hause
verschleppt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
  Um jegliche Infektionsgefahr für die Einsatzkräfte auszuschließen, werden
die Krankheitserreger in 70% Alkohol abgetötet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 
  Larve, Nymphe oder Adult?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
  Um auch die kleinsten Biester zu erwischen, war ein scharfer Blick gefragt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
  Zecken gehen auf Geruch. Eva fing stets am meisten!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
  Die Zecke wurde nun in 70 % igem Alkohol aufbewahrt.

 

Zecken

Allgemein
Zecken sind weltweit verbreitete, Blut saugende Parasiten, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren. Sie haben als Überträger von Krankheiten auf Mensch und Tier zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Ist eine Zecke mit Krankheitserregern infiziert, kann ein harmloser Zeckenstich zur Gefahr für den Menschen werden. Im Darm oder in den Speicheldrüsen von Zecken können sich Bakterien oder Viren befinden. Sticht eine Zecke zu, können diese Krankheitserreger in den Körper des Betroffenen gelangen.
Zecken gehören zu den Spinnentieren, genauer gesagt zur Ordnung der Milben und sind Parasiten. Sie brauchen das Blut anderer Lebewesen, um sich zu ernähren.

Zecken benötigen viel mehr Blut als andere Parasiten. Sie müssen im Extremfall bis zu 15 Tage lang auf einem Wirt bleiben, um Blut zu trinken. Aus diesem Grund ist es für die Zecke auch besonders wichtig, vom Wirt nicht bemerkt zu werden und einen möglichst festen Halt auf seiner Haut zu finden.

Vorkommen
Die weitläufige Meinung des Volkes ist, dass sich die Zecke von Bäumen herunterfallen lässt, wenn sie darunter den passenden Wirt entdeckt. Diese Annahme ist nicht korrekt, vielmehr lauern die Zecken auf bodennaher Vegetation, wie Blattspitzen oder Zweigen. Sie klettern auf Gräser oder kleine Gebüsche bis zu 1,5 m Höhe und warten an exponierten Stellen auf einen vorbeistreifenden Wirt.

Zecken treten bevorzugt an Waldrändern mit angrenzenden Wiesen, Waldlichtungen, Bach- oder Flussauen, Schonungen mit Unterholz und Hecken, Übergängen von Laub- zu Nadelwald und Hoch- zu Niederwald auf.

Wirtssuchende Zecken vermeiden trockene und kalte Perioden des Jahres. In den meisten Habitaten ist die Wirtssuche im Frühling und Frühsommer am stärksten und im Sommer weniger intensiv.

Lebenszyklus
Der Lebenszyklus der Zecke beinhaltet 3 Stadien: Larve, Nymphe & Adultus.
Aus dem Ei schlüpft die Larve. Diese sieht man mit freiem Auge kaum, da sie nur 1 mm misst. Ihre Wirte sind kleine Nagetiere, wie Mäuse, Igel und Vögel, sie stellen somit keine Gefahr für den Menschen dar. Abgesehen von der Größe ist die Beinanzahl ein bedeutendes Merkmal der Larve. Im Gegensatz zu den nachfolgenden Stadien besitzt sie nur 3 Beinpaare.

Die Larve häutet sich nach der ersten Blutmahlzeit zum zweiten Entwicklungsstadium, der Nymphe. Diese ist nun schon mit freiem Auge sichtbar. Sie kann sich auch an einem Menschen festheften, um ihre 2. Blutmahlzeit zu sich zu nehmen. Bevorzugte Wirte sind Kleinsäuger, aber auch schon größere Säuger wie Hasen und Rehe. Die Beinanzahl ist bereits auf 4 Beinpaare angestiegen.

Nach der 2. Blutmahlzeit entwickelt sich die Nymphe durch Häutung zur adulten Zecke, das bedeutet, dass sie nun geschlechtsreif und somit vermehrungsfähig ist. Die adulte Zecke hat ebenfalls 4 Beinpaare. Als Wirt dienen Großsäuger, u.a. auch der Mensch.
Um nun Eier zu legen und sich fortzupflanzen, müssen die Zecken ihre 3. und letzte Blutaufnahme tätigen. Die Begattung erfolgt meistens direkt auf dem Wirt. Das Weibchen quillt danach auf die 200-fache Körpergröße an. Die Eier werden in die ersten Bodenschichten gelegt. Nach der Eiablage stirbt es und der Kreislauf kann von neuem beginnen: Ei, Larve, Nymphe, adulte Zecke!

Larven bewegen sich bis zu 20 cm, Nymphen bis zu 40 cm und adulte Zecken 80 cm über den Erdboden und das nur solange, bis sie die Austrocknungsgefahr in Bereiche mit idealer Luftfeuchte hinunter drängt. Doch selbst adulte Zecken klettern gewöhnlich nie höher als 1,5 Meter über den Boden. Die unterschiedliche Verteilung auf der Vegetation erklärt wahrscheinlich auch die relative Wirtsspezifität der Zecken. Für den Menschen sind besonders die beiden letzten Stadien eine Gefahr.

Wirtsfindung
Zecken erkennen ihre Opfer am Geruch, an der Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid. Oft strecken sie ihre Vorderbeine in die Höhe, an denen sie ein spezielles Organ besitzen, welches auf die Erkennung bestimmter Stoffe ausgerichtet ist. Es befindet sich in einer grubenartigen Vertiefung und wird als Hallersches Organ bezeichnet. Das Hallersche Organ ist spezialisiert auf die Wahrnehmung verschiedenster Stoffe, wie Buttersäure und Ammoniak, die im Schweiß enthalten sind und dem Kohlendioxid im Atem. Mit Hilfe dieser Stoffe, die von Tieren und Menschen abgesondert werden, können Zecken ein herannahendes, potentielles Opfer erkennen. Streift ein Wirt die Zecke, kann sich diese blitzschnell an ihm festhalten und anschließend eine geeignete Stelle für einen Stich suchen. Es ist nicht die Menge eines bestimmten Stoffes, die ein Tier oder den Menschen für eine Zecke besonders interessant macht, sondern die Mischung aus diesen Stoffen. Nur wenn sein Schweiß die richtige Mischung“ aufweist, erkennt die Zecke einen Menschen als möglichen Wirt. Man vermutet, dass aus diesem Grund manche Menschen öfter von Zecken gestochen werden als andere.

Stich
Die Wirtsfindung erfolgt anhand zahlreicher Sinnesorgane, wie Chemo-, Mechano- und Thermorezeptoren.
Danach suchen sie sich eine geeignete Stelle am Wirt, bevorzugt wird ein dunkler, feuchter, gut durchbluteter Ort. Bei Tieren werden Ohren, Achseln, Bauch und die Intimgegend (auch beim Menschen) bevorzugt.

Mundwerkzeuge
Die Blutaufnahme sieht folgendermaßen aus: Wie oben schon erwähnt, sucht sich die Zecke eine passende Stelle. Danach verankert sie sich mit ihren Mundwerkzeugen in der Haut des Wirtes und sondert bereits während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab, das die Einstichstelle unempfindlich macht.

Deshalb spürt man Zeckenstiche nicht, auch wenn der Stachel“ der Zecke wesentlich größer und gröber ist, als beispielsweise der feine Stechrüssel einer Stechmücke. Darüber hinaus enthält der Speichel der Zecke bestimmte Stoffe, die dafür sorgen, dass das Blut nicht gerinnt. Auch Krankheitserreger, wie z.B.: die Überträger von Borreliose oder FSME, gelangen bei der Blutmahlzeit in den Wundkanal. Der Stechapparat selbst besitzt zahlreiche kleine Widerhaken, die symmetrisch angeordnet sind. Mit ihnen hält sich die Zecke an ihrem Wirt fest.

Zecken stechen Blutgefäße nicht direkt an, sondern bilden durch Sekretion vasoaktiver Mediatoren und Immunmodulatoren einen Ernährungs-Teich, den so genannten feeding pool, in dem das Blut flüssig bleibt. Die Blutmahlzeit wird durch Wasser-Extraktion konzentriert, das Wasser wird durch die Speicheldrüsen der Zecke in den Wirt zurück gepumpt und damit werden auch die Krankheitserreger in den Blutwirt transportiert. Wenn die Zecke voll gesogen ist, zieht sie das Hypostom zurück, fällt vom Wirtstier ab und beginnt, die Blutmahlzeit zu verdauen und entwickelt sich zum nächsten Stadium weiter.

Woher kommt der Erreger?
Krankheitserreger werden bei den Blutmahlzeiten von verschiedenen Wirtstieren aufgenommen. Das Überleben von aufgenommenen Mikroorganismen wird durch den von Verdauungs-Enzymen freien Darm von Schildzecken begünstigt. Das erklärt auch, warum Zecken eine größere Vielfalt von Mikroorganismen beherbergen und übertragen können als andere Arthropoden. Die meisten von Zecken übertragenen Krankheitserreger durchdringen die Darmwand kurz nach ihrer Aufnahme mit der Blutmahlzeit und befinden sich als Infektionserreger in den Speicheldrüsen des nächsten Entwicklungsstadiums der Zecke. Ausnahmen bilden die Schildzecken- Borrelien. Diese Krankheitserreger bleiben im Darm. Die Infektion für einen Menschen durch einen Stich erfolgt erst nach mehreren Stunden, wenn die Zecke das schwer verdauliche“ Blut des Opfers wieder erbricht.

Entfernung
FSME-Viren werden direkt mit dem Stechakt auf das Opfer übertragen, bei Borrelien dagegen wird davon ausgegangen, dass sie erst zu einem späteren Zeitpunkt während des Saugaktes in den Wirt gelangen.

Insbesondere zur Verhinderung einer Borreliose ist es also wichtig, eine Zecke so schnell wie möglich zu entfernen. (!)

Man sollte daher Zecken ganz vorsichtig mit einer feinen Pinzette oder mit einem Skalpell entfernen. Dazu setzt man dicht über der Haut an und zieht bzw. hebelt die Zecke vorsichtig heraus. Wer sich nicht sicher ist, die Zecke richtig entfernen zu können, sollte einen Arzt aufsuchen.

Vorbeugung
Zecken sind sehr widerstandsfähige Geschöpfe. Versuche beweisen, dass sie sogar Tieffrieren bis -18°C mit anschließendem Auftauen überleben können. Außerdem ertragen sie Hitze bis 45°C. Dies bedeutet, dass Zecken sogar unter Umständen im Winter einen Wirt befallen können. Eine Vorbeugemaßnahme ist, die Kleidung mit mindestens 50°C zu waschen. Wenn man einen Waldspaziergang unternimmt, sollte man die Socken über die Hose stülpen, damit sie nicht darunter empor klettern können. Außerdem sollte man sich nach jedem Spaziergang gründlich untersuchen und duschen. Kommerziell erhältlich sind Repellents, welche einen Befall der Zecken vermeiden.

Übertragbare Krankheiten

Früh-Sommer Meningo Encephalitis (FSME):
FSME ist eine Viruserkrankung, die über verschiedenste Säugetiere, bis hin über Zecken, auch den Menschen befallen kann. Das Virus vermehrt sich im Zeckenorganismus und besiedelt nahezu alle Organe des Tieres. Die weite Verbreitung des Virus’ lässt sich darauf zurückführen, dass das Virus auch auf die tausenden Eier eines Muttertieres übertragen wird.

Sticht die infizierte Zecke ihr Opfer, gelangt mit dem Zeckenspeichel das Virus sofort in den Organismus.

Die Symptome der FSME können einer Sommergrippe ähnlich sein wie z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Unter Umständen ist die Erkrankung damit auch schon wieder überstanden. Bei einem Teil der Infizierten befällt das Virus jedoch auch das zentrale Nervensystem. Es kann auch zu einer Gehirnhautentzündung kommen (Meningitis). Relativ häufig treten bei dieser Erkrankung psychische Veränderungen, wie beispielsweise Depressionen auf.
Es sind auch Todesfälle durch FSME bekannt.
Eine Therapie gegen FSME gibt es nicht! Ist sie einmal ausgebrochen, kann man nur versuchen, die Symptome zu lindern.
Es ist daher besonders wichtig, Infektionen von vorneherein durch die FSME- Impfung zu verhindern.

Borreliose
Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, die bei einem Zeckenstich übertragen wird. Die Bakterien befinden sich im Zeckendarm und werden während des Saugakts durch Regurgitation (=Fachausdruck für Erbrechen) in den Wirt entleert.

Die Krankheit lässt sich in drei Stadien unterteilen: Das erste Stadium macht sich durch ein Erythema migrans (=Wanderröte) bemerkbar. Nach einigen Tagen bis Monaten nach dem Zeckenstich entsteht ein rot gefärbter Ring an der Hautoberfläche. Dieser muss jedoch nicht immer genau an der gleichen Stelle des Stiches auftreten. Im zweiten Stadium treten Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber- und Kopfschmerzen, chronische Erkrankungen der Haut sowie der Gelenke auf.
Im dritten Stadium werden häufig Gesichtslähmungen beobachtet.

Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Da Borreliose eine bakterielle Erkrankung ist, lässt sie sich aber prinzipiell gut mit Antibiotika behandeln. Wird die Krankheit erst in einem späten Stadium entdeckt und sind bereits chronische Symptome vorhanden, kann diese nur durch mehrwöchige Antibiotikainfusionen ausgeheilt werden.