Die schockierenden Zahlen, wieviele Tonnen Erdöl jährlich zur Stickstoffdüngerproduktion verwendet werden, machten uns nachdenklich: In Österreich wurden von Juli 2007 bis Juni 2008 immerhin rund 135.000t Reinstickstoff pro Jahr verkauft, in den 27 EU-Staaten über 10 Millionen Tonnen. Um 1t Reinstickstoff in Form von Ammoniak zu produzieren sind 600kg Erdgas bzw. umgerechnet 800kg Heizöl nötig.

Diese Zahl erhöht sich auf 1000kg Heizöläquivalent, wenn man Vermarktung, Verpackung und Transport dazurechnet. Zusätzlich rechnet man mit einer jährlichen Erhöhung des Stickstoffdüngerverbrauchs um 2,5%.

Wir, 12 begeisterte SchülerInnen, stellten uns die Frage, wie man auf andere Art und Weise - ohne Erdölverbrauch - diesen für Pflanzen so wichtigen Nährstoff gewinnen könne.

Weil es im biologischen Landbau verboten ist, Stickstoff in Form von Mineraldüngern auf die Felder auszubringen, sind der Ertrag und die Qualität begrenzt. Um die steigende Nachfrage von biologisch erzeugten Produkten zu decken sind auch in dieser Bewirtschaftungsform Hilfsmittel notwendig.

Der biologische Landbau hat mit Sicherheit ein großes Zukunftspotential, fördert eine nachhaltige Bewirtschaftung und stellt eine sichere Einnahmequelle für die österreichischen Nahrungsmittelproduzenten dar. Ohne Zweifel könnten von einem alternativen Stickstoffdünger aber auch konventionelle Betriebe profitieren: viele haben mit den extrem hohen Düngemittelpreisen zu kämpfen.

Das waren zwei ausschlaggebende Punkte, die uns motiviert haben, die Versuchsreihe mit Luftstickstoff fixierenden Cyanobakterien - alias Blaualgen - zu starten.

Die für unser Vorhaben wahrscheinlich ungünstigste Eigenschaft der Cyanobakterien war, dass die

meisten von ihnen Giftstoffe produzieren.

Aber eben nur "die meisten": Unter den ca. 2000 bekannten Blaualgenarten wurden in letzter Zeit immer mehr ungiftige Stämme endeckt.

Unterstützung erhielten wir hier vom Institut für Limnologie der Akademie der Wissenschaften. Ohne die Zusammenarbeit mit dem Institut wäre uns vor allem der Start des Projekts viel schwerer gefallen.

Die LimnologInnen halfen uns, indem sie uns 11 ungiftige Cyanobakterienstämme, die laut Literaturrecherchen als besonders aussichtsreiche Kandidaten erschienen, als Startkulturen bereitstellten und uns Tipps für den Umgang mit den Cyanobakterien gaben.

Aus diesen elf Stämmen wollten wir jene heraussuchen, die am besten für unsere Ziele geeignet waren.

Eine ehemalige LehrerInnenwohnung durften wir für unsere Versuche so umbauen, dass wir in zwei verschiedenen Räumen zwei verschiedene Umweltbedingungen für unsere Blaualgen in den Zellkulturflaschen simulieren konnten.
Unsere Vision war, dass man möglicherweise die Abwärme eines Stalls für den Betrieb eines Bioreaktors, in dem man Cyanobakterien züchtet, nutzen können würde.

Solch eine Apparatur zu entwerfen, zu bauen und zu optimieren war die Aufgabe unserer Kooperations-SchülerInnen von der HTL Braunau.

Die sich ständig vermehrenden Algen könnten regelmäßig direkt, also ohne spezielle Aufbereitung, in die Gülle geleitet und somit mit geringem Arbeitsaufwand als Dünger ausgebracht werden.

Eine andere Vision war, dass in Gewächshäusern das Gießwasser mit den Blaualgen günstig aufgewertet werden könnte.