Womit könnte jemand besser identifiziert werden als mit seinem genetischen Bauplan? Mit diesem Bauplan, aus dem man Informationen über einen Menschen lesen kann, ohne ihn/sie jemals gesehen zu haben: Krankheiten, Suchtgefahren, Aussehen, ... Es steckt wirklich viel Information in einer einzigen Hautschuppe.

Die DNA-Analyse bietet ein enormes Potenzial für die Zukunft, allerdings sollten auch die Gefahren nicht außer Acht gelassen werden, die sie zweifellos mit sich bringt. Beim heutigen Stand der Technik sind Datenbanken mit komplett sequenzierten menschlichen Genomen nicht mehr weit entfernt. Solche Datenbanken lassen sich bald effizient aufbauen und eröffnen viele Möglichkeiten. Dennoch ist die Bevökerung bisher wenig informiert und sich kaum der Gefahr bewusst, die beim 'sorglosen' Umgang mit der DNA entsteht. Wir waren sehr erstaunt, wie viele Menschen uns auf Anhieb ihre DNA für Untersuchungen zur Verfügung stellten.

Wir haben uns einige negative Szenarien zum Missbrauchs-Potential der DNA-Analyse überlegt:

Ein/e FirmenchefIn hat zu entscheiden, welche BewerberIn für das höhere Management eingestellt werden soll. Zur Entscheidungsfindung werden nun Speichelreste am Trinkglas gesammelt und über eine DNA-Analyse wird eruiert, ob der/die Betreffende ein erhöhtes Risiko hat, an Alzheimer oder Krebs zu erkranken. So wird für abschätzbar, ob der/die KandidatIn oft im Krankenstand sein wird.

Ein ähnliches Problem könnte sich etwa beim Abschließen von Lebensversicherungen ergeben. Versicherungsgesellschaften könnten die DNA ihrer KlientInnen verlangen und dann den Versicherungsbeitrag je nach Krankheits- oder Suchtrisiko anpassen.

Der neue Trend unter den Jugendlichen, alles über sich in den sozialen Netzwerken preiszugeben, könnte so weit ausufern, dass sie sogar ihre eigenen DNA-Sequenzen veröffentlichen.

Die Partnerwahl könnte auf das Genom abgestimmt werden, z.B. hinsichtlich bestimmter Erbkrankheiten.

Es könnte möglich werden, Substanzen künstlich herzustellen, die genau auf die Geschmacksrezeptoren passen und auf diese Weise Wohlgeschmack vorgaukeln, obwohl das Lebensmittel minderwertig und verdorben ist.

Natürlich gibt es auch positive Szenarien:

Medikamente, die mit weniger Nebenwirkungen genau auf das kranke Individuum passen.

Die Entschlüsselung komplexer Krankheiten aufgrund der Möglichkeit, in vielen Genomen Data Mining zu betreiben.

Diätpläne, die zur genetischen Veranlagung passen und damit die Gesundheit fördern und das Leben verlängern.

Bei der Analyse des menschlichen Erbgutes sollte auf jeden Fall die Anonymität gewahrt werden und die erhobenen Daten sollten mit Sorgfalt behandelt werden.

Datenschutzgesetz (DSG) §1
Gentechnikgesetz (GTG) §67 und §109
Genanalyseregister gemäß § 79 Abs. 1 Z 1 GTG
Gentechnikbuch gemäß § 99 GTG